Südwestpresse zum Sommerkonzert 2011

Junge Sinfonie: Nachwuchs mit Bravour

 

Reutlingen. Nicht nur die Junge Sinfonie, sondern auch das Nachwuchsorchester ist berühmt für Extravagantes – auch jetzt beim Sommerkonzert in der Listhalle.

Ein recht unkonventionelles Programm hat sich das Nachwuchsorchester der Jungen Sinfonie für sein Sommerkonzert nicht nur ausgesucht und zurechtgelegt, sondern auch mit Bravour aufgeführt. Denn geboten wurden Werke von Prokofiev, Grieg, Strawinsky und Friedrich Zehm, also keine allseits bekannten Ohrwürmer.

Am Anfang stand eine Ouvertüre über hebräische Themen von Prokofiev. Herzhaft musizierten die Streicher, die Pralltriller knallten nur so dahin, und die stark geforderten Holzbläser bliesen ihre Partien mit Verve, folgten präzise den klaren Anweisungen des Dirigenten Konrad Heinz. Der leitete das große Orchester mit Umsicht und ohne übertriebene Gesten souverän. Besonders fiel das bei dem Rubato am Schluss der Ouvertüre auf, bei der das Orchester bis zum letzten Schlag auf der großen Trommel die Temposteigerung exakt mitmachte. Weiterhin sehr angenehm aufgefallen ist, dass keine Klangunreinheiten zu hören waren.

Von Edvard Grieg stammten die elegischen Melodien op. 34 – "Herzwunden" und "Letzter Frühling", nur für Streicher geschrieben. Den elf Cellisten oblag der Vortrag des Themas, den sie ausgesprochen kantabel bewältigten. Dabei trafen sie auch ganz gut die romantische Seite mit einer nordisch herb anmutenden Färbung und Stimmung.

Die Suite Nr. 2 von Igor Strawinsky betont das tänzerische Element, besteht sie doch aus vier Teilen, einem Marsch, einem Walzer, einer Polka und einem Galopp. Im Marsch dominieren die Blechbläser, das hm-baba des Walzers übernehmen die Klarinetten und Oboen, während die Flötistinnen die Melodie darüber blasen. In der Polka spürt man schelmische Töne: Da ist Schalkhaftes zu hören, überschwängliche Rhythmen lassen den Puls der Zuhörer höher schlagen, und im Galopp reiten alle schnell von dannen.

Der im Jahr 2007 verstorbene Komponist Friedrich Zehm hat in seinem "Concerto in Pop für Orchester und Band" eine gelungene Mischung geschaffen, bei der die avantgardistischen Gegebenheiten einer Band mit den traditionellen Gestaltungsmitteln des großen Orchesters verbunden werden. Zehm setzt das ganze Arsenal technischer Möglichkeiten bei den Instrumenten ein wie Pizzicati bei den Geigen, Triangel, mehrere Becken und die elektronischen Instrumente wie E-Gitarre, E-Bass und E-Orgel, Möglichkeiten, die von den Musikern der FeStle-Band (Steffen Sidiropoulos, Stefan Weber, Felix G. Steiner und Lennart Fischer) in fetziger Weise gemeistert werden und sich zwar nicht unbedingt harmonisch, aber doch recht gut in das Musikstück einpassen. Es hat Spaß gemacht, dieser Musik und diesen Musikern zuzuhören. Das Publikum dankte es mit lang anhaltendem Beifall und erhielt von der Band eine gern aufgenommene Dreingabe.